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Ansprache von Frau Bürgermeisterin Annemarie Mürter-Mayer anlässlich des Volkstrauertags 2024 | 19.11.2024

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,


ich begrüße Sie alle herzlich und danke Ihnen, dass Sie am heutigen Volkstrauertag erneut hier zusammengekommen sind, um gemeinsam der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Wieder stehe ich vor Ihnen und wieder könnte ich meine Ansprache damit einleiten, dass es in diesem Jahr von besonderer Bedeutung ist, dass wir uns bewusst machen, wie kostbar der Frieden ist und wie schnell er bedroht sein kann.


In einer Welt, die sich oft schneller dreht, als wir folgen können, ist dieser Tag ein wertvoller Moment des Innehaltens. Wir erinnern uns an die Millionen Menschen, die durch Kriege, Gewalt und Verfolgung ihr Leben verloren haben – ein unsagbarer Schmerz, der nicht nur unsere Geschichte prägt, sondern leider auch die Gegenwart.


Gerade in diesem Jahr wurde und wird uns deutlicher denn je vor Augen geführt, wie zerbrechlich der Frieden ist.
Im Nahen Osten flammte der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern mit unvorstellbarer Wucht wieder auf. Die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten leidet unter der Gewalt, die seit Jahrzehnten immer wieder aufflammt. Dieser Konflikt zeigt, wie tief die Wunden der Geschichte sind, und wie schwer es ist, den Weg zum Frieden zu finden. Doch auch hier dürfen wir nicht resignieren. Jeder Tag des Friedens, der für die Zukunft gewonnen wird, ist ein Lichtblick in einer inzwischen sehr düsteren Gegenwart. Sind wir einmal ehrlich, so kann es nicht weitergehen und Verständnis für die Kriegsführer, die Rache als Vorwand für die inzwischen so lange anhaltende Gewalt im Gazastreifen anbringen, kann doch schon lange keiner mehr ernsthaft aufbringen.


Der Krieg in der Ukraine dauert immer noch an und erschüttert uns mit seiner Brutalität und dem Leid der Zivilbevölkerung nach wie vor. Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Unsere Erstaufnahmeeinrichtungen sind nach wie vor voller Schutzsuchender. Jeden Tag erreichen uns immer noch Bilder und Nachrichten von Zerstörung, von Menschen, die ihre Heimat, ihre Familien und ihr Leben verlieren. Es sind Bilder, die uns nicht nur erinnern, sondern auch mahnen. In den Trümmern und im Leid dieser Menschen sehen wir die Konsequenzen von Gewalt, die über Grenzen hinausgeht. Es ist ein Krieg, der uns in Europa, nur wenige Kilometer entfernt, an die Verantwortung für den Frieden erinnert. Keiner von uns mag vorhersehen, wie es dort weitergeht. Die Nachricht von der Unterstützung Nordkoreas mit Soldaten für Russland lässt uns zu Recht bangen. Die Raketentests und Drohgebärden von Machthaber Kim-Jong Un sorgten schon in der Vergangenheit nicht dafür, dass Spannungen in einer ohnehin fragilen Region abgebaut werden. Mit der Entsendung von Truppen nach Russland für die Ausbildung und den Einsatz im Krieg gegen die Ukraine, haben sie aber ein neues Level erreicht, das auch die in Europa Verantwortlichen mit Sorge beobachten. Mit der Wahl Donald Trumps in den USA fällt für Europa die Gewissheit einen zuverlässigen NATO-Partner und Garanten für das transatlantische Bündnis zu haben weg. Er als Person wird zwar sicherlich nicht das Ende der NATO bedeuten, aber wir werden mehr leisten müssen – insbesondere mehr Geld aufwenden, um ihn als Partner und Beschützer, wie er sich selbst bezeichnet, zufriedenzustellen. Das trägt bedauerlicherweise nicht dazu bei, unsere Sorge vor der immer aggressiveren Macht im Osten zu entkräften.


All diese Entwicklungen machen deutlich, dass die Herausforderungen der Welt zunehmend globaler werden und unser Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit weiterhin intensiv über nationale Grenzen hinausgehen muss.


All diese Krisen zeigen uns: Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist ein kostbares Gut, das jeden Tag aufs Neue gepflegt und verteidigt werden muss – von jedem Einzelnen von uns.


Am heutigen Volkstrauertag erinnern wir uns an die Opfer von Krieg und Gewalt, die Geschichte geschrieben haben. Doch wir denken auch an die Menschen, die heute in den Konflikten dieser Welt leiden. Und wir tragen eine gemeinsame Verantwortung: Den Frieden, den wir hier genießen und für selbstverständlich halten, weiter zu schützen und uns für diejenigen einzusetzen, die ihn verloren haben.


Lassen Sie uns heute an die Vergangenheit erinnern, aber auch die Gegenwart bewusst gestalten – im Namen des Friedens.


In diesem Sinne bitte ich Sie, in einer Schweigeminute den Opfern aller Kriege zu gedenken.


Vielen Dank.