Kreßberger Chronik

Die erste Besiedlung unserer Gegend hat ihren Ursprung wohl zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert n. Chr. Fränkische Grundherren haben bei der fortgesetzten Rodung Siedlungen angelegt. Ortschaften mit der Namensendung „hausen" deuten darauf hin.

Die Gemeinde Kreßberg in ihrer heutigen Ausdehnung wurde 1973 im Zuge der Gemeindereform aus den vier früher selbständigen Gemeinden Waldtann, Marktlustenau, Mariäkappel und Leukershausen gebildet.

Eine Ortschaft namens "Kreßberg" gibt es nicht. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Waldtann. Den Namen erhielt die Gemeinde vom Kreßberg bei Marktlustenau. Die auf dem Kreßberg gelegene Ortschaft wurde damals in "Hohenkreßberg" umbenannt, um Verwechslungen zu vermeiden.

Von Leukershausen ist die älteste Nachricht aus dem Jahr 1317 erhalten. Damals hatte Kraft von Klingenfels Besitz zu Luggershusen. Es gilt jedoch als sicher, daß das Dorf älter ist und ursprünglich wie das übrige heutige Gemeindegebiet zu dem Besitz der Herren von Lare (Lohr) gehörte, einem der bedeutendsten Edelgeschlechter Frankens. Später waren besonders Dinkelsbühler Bürger hier begütert. Oft teilten sich mehrere Herren den Ort. Bis 1848 war Leukershausen verwaltungsmäßig mit Mariäkappel verbunden. Auf die Zeit um 1100 geht die romanische Kapelle zu St. Nikolaus in Bergertshofen zurück. Urkundlich wird sie erstmals 1444 erwähnt.

Das heutige Mariäkappel ist aus zwei getrennten Teilen entstanden. Ursprünglich stand nur der obere Teil des Ortes, dieser führte den Namen Mergenbrunn, der Brunnen der Maria. Mit diesem Mergenbrunn wuchs der seit 1366 genannte untere Ort Mariä-Kappel zusammen. Der Sage nach hatte sich einst bei den reichen Quellen mitten im Ort ein Einsiedler niedergelassen, welcher in dem Wasser Heilkräfte entdeckte, die der Jungfrau Maria zugeschrieben wurden. Infolge des zahlreichen Besuchs der Quelle wurde die Kapelle der Jungfrau Maria gebaut. Allmählich siedelten sich Leute um diese Kapelle an und der Ort erhielt den Namen Mariäkappel. Der Kern dieser Sage enthält geschichtliche Wahrheit. Die Kapelle wurde 1480 neu errichtet. Bereits ein Jahr später erhielt die Pfarrei durch den Markgrafen ihre Selbständigkeit. Schon 1590 wurde in Mariäkappel ein Schulhaus gebaut und eine Schule gegründet.

Waldtann wird urkundlich erst 1383 erwähnt, als Conz Mülich, Schultheiß in Crailsheim, Güter zur „ Tanne" an Ulrich von Hohenlohe verkaufte. Erst später entstand der Name Waldtann, zur Unterscheidung von gleichnamigen Siedlungen an anderen Orten.

Sehr viel früher geht wahrscheinlich die erste schriftliche Überlieferung von Bergbronn zurück. Die Brüder Otto und Arno schenkten 1164 Beregerebrunnen an das Stift St. Kilian in Würzburg.

Neben den adeligen Herren der Gegend hatten die Crailsheimer Kirchen, das Crailsheimer Spital, das Kloster Ellwangen, verschiedene Dinkelsbühler Bürger, das Spital Dinkelsbühl und selbst der Deutschorden Besitz in Waldtann. Die hohe Obrigkeit gehörte jedoch Brandenburg-Ansbach. Im 30jährigen Krieg wurde der Ort 1634 fast ganz zerstört. Erst im Jahr 1697 waren wieder alle Hofstellen erbaut. Durch Gebietsaustausch mit Bayern kam Waldtann 1810 zu Württemberg und wurde dem Oberamt Crailsheim unterstellt.

Marktlustenau hieß früher Lustenau (alt Lustenawe) und wurde nach Brandenburg-Ansbacher Sitte wegen seines Marktrechts auch Markt-Lustenau genannt.

Als Hauptort der Herren, die auf dem Kreßberg saßen, war es lange Jahrhunderte sehr eng mit deren Geschichte verbunden. Urkundlich erscheint es zum ersten Mal sicher ca. 1303. Nach den Herren von Kreßberg wechselte die Burg mehrmals den Besitzer. Im Jahr 1545 wurde die Herrschaft Kreßberg an Ulrich von Knöringen, Amtmann in Crailsheim, verkauft. Mit diesem Adelsgeschlecht, das dem katholischen Glauben angehörte, begann der Kampf der evangelischen Bewohner um ihren Glauben.

Nach und nach wuchs die katholische Bevölkerung immer weiter an. 1648 brannte die Burg auf dem Kreßberg nieder. An ihrer Stelle wurde 1718 bzw.1727 eine Wallfahrtskapelle erbaut. Der letzte Herr von Knöringen auf Kreßberg starb 1817. Marktlustenau gehörte mit der Herrschaft Kreßberg zum Ritterkanton Altmühl und kam 1806 unter Bayern, 1810 unter Württemberg.

Der Tempelhof gehörte ebenfalls zum Herrschaftsbereich Kreßberg und war in frühester Zeit ein Gutshof. Kurz vor dem 30jährigen Krieg haben die Herren von Knöringen  dort ein Lustschloß erbaut, das nach dem Brand der Stammburg 1648 zu ihrem alleinigen Sitz wurde. Nach dem Tode des letzten von Knöringen, Philipp Anton, ging das Schloß samt der Herrschaft 1839 an die Krone Württembergs.

Bereits 1843 wurde aus dem Tempelhof eine evangelische Kinder- rettungs- und Erziehungsanstalt, zwei Jahre später kam eine Lehrerbildungsanstalt hinzu. 1922 erweiterte sich der Aufgabenbereich auf schwer erziehbare Fürsorgezöglinge, nach dem Krieg kam noch ein Altersheim hinzu. Von 1983 bis 2006 befand sich dort eine Einrichtung der Beschützende Werkstätte Heilbronn mit Behindertenwohnheim.

Nach Übersiedlung der Beschützenden Werkstätte nach Crailsheim stand Tempelhof beinahe 4 Jahre leer, bis die Gruppe "In Gemeinschaft Leben" auf dieses Anwesen aufmerksam wurde, und das Schloss und die Ortschaft nun wieder mit Leben füllt. Ziel war ein öko-soziales Mehrgenerationenprojekt. Inzwischen leben weit über 100 Menschen in der Gemeinschaft Tempelhof - mehr zur Gemeinschaft finden Sie unter https://www.schloss-tempelhof.de/